Montaigne, von Stefan Zweig
|| Ein kleines Büchlein, das ganz unscheinbar daherkommt. Eher eine Montaigne Charakterstudie als klassische Biographie. Es ist schnell gelesen, hat Tiefgang und wirkt lange nach. Stefan Zweig schreibt – so wie es halt nur Zweig kann – über einige der großen Fragen, oder besser Wünsche der Menschheit.
Er ließ die andern reden und sich zu Rotten scharen, eifern, predigen und paradieren; er ließ die Welt ihre wirren und törichten Wege gehen und kümmerte sich nur um eines: vernünftig zu sein für sich selbst, menschlich in einer Zeit der Unmenschlichkeit, frei innerhalb des Massenwahnes.
Montaigne; Stefan Zweig
Es geht um nichts Geringeres als Montaignes Lebensphilosophie. Und die ist auch heute noch aktuell. Es geht um die Seelenruhe. Es geht um ein friedliches Leben und ein zufriedenes Leben. Nenn mir einen Menschen, der sich das nicht wünscht. Und gerade in schweren Zeiten kann man davon eine Extraportion gebrauchen.
Denkt Eure Gedanken, nicht meine! Lebt Euer Leben! Folgt mir nicht blind nach, bleibt frei! Wer für sich selbst frei denkt, ehrt alle Freiheit auf Erden
Montaigne; Stefan Zweig
Da ist ganz viel Stoizismus drin, gewürzt mit einer Prise Epikureismus. Mit diesem Buch erspart dir Stefan Zweig viele Lebenshilfe Bücher und jede Menge Youtube-Filmchen. Gewissermaßen eine Abkürzung und damit Ideal für die heutige Zeit der schrumpfenden Aufmerksamkeitsspanne.
Kleiner Einwurf: Im Jahr 2013 lag die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne eines Menschen bei 8 Sekunden, die eines Goldfisches bei 9 Sekunden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Microsoft Studie aus dem Jahr 2015. In mir steigt ein leiser Verdacht auf, dass die Aufmerksamkeitsspanne bis heute weiter gesunken ist. Gibt es ein Gegengift? Oh ja.
Bücher sind, das habe ich gefunden, der beste Proviant, den man auf die Lebensreise mitnehmen kann
Montaigne; Stefan Zweig
In diesem Sinne: kaufen, Smartphone ausschalten, lesen, leben und regelmäßig nochmal lesen
05/2025
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