Wacholder, Wein und Fährten

Wacholderbeeren - Wacholder, Wein und Fährten - Abenteuer bei Neuengronau
Streifzug durch die Natur bei Neuengronau

|| Vor zwei Wochen hatte ich eine OP. Bin also noch nicht ganz der Alte was das Laufen angeht. Daher heute ein kleiner gemütlicher Streifzug zu Wacholder, Wein und Fährten. Etwas außerhalb vom Ort stellen wir das Auto ab und gehen direkt Richtung altem Weinberg. Wusste gar nicht, dass es so etwas hier gibt. Rechter Hand eine Felswand mit alten Kiefern, linker Hand Büsche und unter unseren Füßen eine Wiese, die uns in den Wald führt.

Die Rehbegegnung

Kaum im Wald sehen wir zwei äsende Rehe – junge Dinger mit dünnen Hälsen. Wir schleichen uns an und beobachten sie. Dann bekommen sie Wind von uns und gehen ihre Wege. Wir gehen unseren. Der führt Immer entlang einer kleinen Schlucht und dann, auf der anderen Seite, wieder unsere zwei Rehe. Nun gehen sie uns voraus. Immer wieder Fuchslosung, die fast nur aus Kirschkernen besteht. Links und rechts Haselsträucher und Bäume mit reichlich Nüssen, es wird wohl eine gute Ernte dieses Jahr.

Im Kräutermeer

Wir gelangen auf eine Freifläche. Auf dem Berg gegenüber sehen wir eine alte Bank und beschließen, dass wir auf dieser später den Ausblick genießen wollen. Wir laufen in Richtung einer Kanzel, die am Waldrand steht. Gehen langsam und staunend durch ein wildes Kräutermeer. Johanniskraut, Frauenmantel, Dost, Thymian, wilde Malve, Odermennig und  – wie sollte es anders sein – Rehlosung mittendrin. Am Waldrand entlang begleiten uns Schmetterlinge. Viele und verschiedene. Auch Ameisenhaufen, alle paar Meter einer. Bergauf geht es dann durch einen kühlen Wald auf eine Hochebene.

Fährten und Wacholder

Links eine Wiese rechter Hand Büsche und dahinter wieder eine Wiese. Mittendurch unser Weg, der einer Tier Autobahn gleicht. Alle zehn Meter eine perfekte Spurenfalle. Hier laufen regelmäßig Reh, Wildschwein und Rotwild. Ihre Trittsiegel verraten sie. Anmerkung für die Wildlife Tracker: mindestens zwei Spurdokus wären hier drin gewesen. Einem Reh ist das egal, laut stapft es durch die Büsche davon. Vor uns eine Lücke in der Hecke und am Boden, die Federn eine Eule. Hat sie gerupft oder wurde sie gerupft? Wir wissen es nicht. Über die Wiese hoppeln gemächlich zwei Hasen zum Wald am Horizont.

Wir gehen weiter, über eine Wacholderheide voll von Bläulingen, wieder in den Wald hinein. Wie verzaubert taucht eine gefasste Quelle auf. Oberhalb ein alten Grenzstein. Das ist die Gelegenheit für eine Rast. Es gibt kalten Tee und Nüsse. Ein weiterer bemerkenswerter Stein steht hier rum und auch ein ganz besonderer alter Baum. Dieser Ort hat eine magische Energie.

Wir genießen die Stille

Bisher sind wir keiner Menschenseele begegnet.

Nach einem etwas längeren Moment der Ruhe geht es weiter. Im Wald finden wir noch mehr alte und besondere Bäume: Zwiesel, Driesel, eng miteinander verschlungen gewachsene, gekippte, gefallene, zerborstene, von Spechten durchlöcherte … Ähhh, was ist das?

Zu früh gefreut

Von weitem kündigt sich ein Mensch mit lautem Geknatter an. Ein Motorradfahrer mitten im Wald. Ohne Helm – dafür aber kein Nummernschild. 

Das Meiden bestimmter Menschen zum Schutz deiner emotionalen Gesundheit ist keine Schwäche. Es ist Weisheit.

Dalai Lama

Blöd nur, wenn diese bestimmten Menschen dir in die Natur folgen. Du aber die Natur suchst, um eben diese Menschen zu meiden.

Bank mit Weitsicht

Raus aus dem Wald, links am Waldrand lang und da ist sie, unsere „Wir wollen die Aussicht genießen“ Bank. Was für ein grandioser Blick. Unter uns die Heide, am Horizont die Spessart Buckel, vor uns der Grabstein eines Waldarbeiters. Ein Specht hat die Bank bearbeitet, so dass es besser ist, sich zu überlegen, wohin man seinen Hintern setzt. Was dem Waldarbeiter hier wohl passiert ist?

Auf dem Heimweg

Der Geist wird ruhig. Wir verdauen die Erlebnisse um Wacholder, Wein und Fährten, als der Lärm eines Flugzeugs uns ins Jetzt zurück holt. Wir gehen weiter. Es geht bergab Richtung Auto. Zwei Fährten, Rotwild und Reh, beide eine Spurdoku wert, bewundern wir und gehen weiter. Auf der Rückfahrt sehen wir, als Dessert sozusagen, einen Fuchs, der die Böschung hochläuft und im Gestrüpp verschwindet.

Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen

Johann Wolfgang von Goethe

Komisch, dass jetzt in diesem Augenblick so viele Menschen um die Erde sausen. Auf ihrer Suche nach „dem besonderen Ort“ und vielleicht auch dem Glück, das sie dort vermuten. Ich möchte ihnen zurufen: Schon mal vor der eigenen Haustür geschaut? Wacholder, Wein und Fährten git es auch bei euch! Klar, das macht sich für manche nicht so gut als Status Update auf Facebook, Instagram und was es da sonst noch gibt.

Wenn der Schöpfer gewollt hätte, dass ihr fliegt, wärt ihr Vögel geworden – nicht Menschen. Und manche von euch wären Schmeißfliegen geworden. Aber das ist eine andere Geschichte.

#wasmirsodurchdenkopfgeht

2 Antworten

  1. Avatar von Anita Winterberger
    Anita Winterberger

    Das war ja eine tolle Wanderung die ihr da gemacht habt und beim betrachten der Bilder……. Ohh ja, da wär ich gerne dabei gewesen.

    1. Beim nächsten Mal kommst du mit

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